2 Schichten gleicher Wärmedämmung – unterschiedliches Tauwasser?

Teilt man eine 15cm starke Dämmschicht in zwei Schichten zu 10cm und 5cm auf, wird plötzlich Tauwasser angezeigt. Warum?

Dieser Effekt ist in den beiden folgenden Abbildungen dargestellt:



Dabei handelt es sich nicht um einen Fehler in der Berechnung. Tatsächlich verbirgt sich dahinter der Ansatz, den jeweils ungünstigsten Fall für die Tauwasserberechnung anzunehmen. Der Reihe nach:

Für die Tauwasserberechnung sind die Wasserdampfdiffusionswiderstandszahlen µ wichtig. Für diese Zahlen wird allerdings fast immer ein Minimal- und Maximalwert angegeben, z.B. 20/100. Der U-Wert-Rechner verwendet für die einzelnen Schichten jeweils den Wert, der zu maximalem Tauwasserausfall führt (Worst-Case-Szenario). Wenn Sie die Dämmschicht in zwei Schichten aufteilen, betrachtet der U-Wert-Rechner die beiden Schichten unabhängig voneinander und kann für die innere Schicht den Minimal- und die äußere Schicht den Maximalwert annehmen, was, wie man sieht, tatsächlich zu maximalem Tauwasser führt.

Wenn beide Schichten aus dem exakt gleichen Material bestehen, ist diese Handhabung unsinnig. Dann lohnt es sich, die µ-Werte manuell auf einen bestimmten Wert (min=max) festzusetzen. Klicken Sie dazu den µ-Wert in der Schichtenliste an und geben Sie für µ einen einzelnen Wert (und nicht min/max) ein.

Grundsätzlich kann der U-Wert-Rechner nicht wissen, ob es sich bei den beiden Schichten tatsächlich um das gleiche Material handelt, oder ob z.B. Hersteller, Rohdichte oder Alter unterschiedlich sind. Deshalb macht es Sinn, die beiden Schichten unabhängig voneinander zu betrachten.

6 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Plag,

    vor 7 Jahren musste ich den abgebröckelten Putz der 1980 erstellten 10cm Styropor Aussenisolation erneuern. Die bis 4mm grossen Abstände zwischen den ungenau verlegten Platten habe ich mittels einem dünnen Rohr auf der PUR Dose ausgeschäumt.
    Ich wollte damals die Isolation um zusätliche 6-10cm Styropor erhöhen. Zwei Firmen haben mir abgeraten, weil der Taupunkt gemäss Berechnungen genau zwischen die beiden Platten komme und dadurch schäden entstehen. Ich habe aus diesem Grund nicht mehr isoliert sondern nur das Netz und den Putz erneuert. Ich nun nicht sicher ob diese Aussagen stimmten.

    Besten Dank für ihre Antwort

  2. Grüß Gott,
    Muss ein altes 50 cm dickes Vollziegel Mauerwerk bei einer Innenisolierung innen vorher verputzt werden?Ich habe den alten Verputz entfernt. Kann ich mit der 100mm Knauf Isolierung direkt an das Ziegelmauerwerk gehen,danach Dampfbremse und Holzverkleidung? Bitte um Ihre Beratung. Danke im Vorhinein. Mit freundlichen Grüßen Gerald Treffner

  3. Wann werden die Referenzwerte der neuen EnEV im Programm automatisch mit einbezogen und nicht die von 2009?

  4. Die vom U-Wert-Rechner verwendeten Maximalwerte für Bestandsgebäude sind in der EnEV 2014 unverändert geblieben.

  5. Sehr geehrter Herr Plag
    wir sind im Moment daran, einen 125-jährigen Riegbau (unisoliert, keine Zentralheizung usw) „bewohnbar“ zu machen. Dabei habe ich mit Baufachleuten gesprochen, welche eine sanfte Renovation (50 mm Schafwolle) empfohlen haben. Für mich war das schwer verständlich, warum nicht „gerade richtig“ isolieren? Ihre Super-Homepage hat mir nun die Augen geöffnet. Es ist grossartig, wie alles beschrieben ist, auch verständlich für Bau-Laien. Ich hoffe, Sie sind Lehrer :-). Nur eine Frage: gemäss AGB’s (ja, ich habe sie tatsächlich überflogen!) dürfen sich nur Personen aus Deutschland anmelden. Habe ich das falsch verstanden oder warum ist das so? Mit einem grossen Dank für diese Seite ein Gruss aus der Schweiz, Peter Ruf

  6. Sehr geehrter Herr Ruf,
    es freut mich, dass Ihnen u-wert.net geholfen hat. Die Beschränkung auf Deutschland ist eine Vorsichtsmaßnahme, da sich die Berechnungen vorwiegend an deutschen Normen orientieren und ich nicht in Konflikt mit mir unbekannten Gesetzen geraten möchte. Die Bauphysik ist natürlich überall gleich, deshalb spricht nichts dagegen, den U-Wert-Rechner auch anderswo für informative Zwecke zu verwenden.
    Viele Grüße
    Ralf Plag

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